Tourenplanung (2)

Für die alljährliche Grand Tour müssen immer zwei Parameter vorab gesetzt werden. Zeit und Strecke. Das Ziel lautet generell: nicht durchpreschen! Sondern auf Tuchfühlung gehen.

[Bild: Tourenplanung 2 | motorradblog.de]

Wir nehmen uns deshalb in der Regel vier Wochen. Mehr wäre besser, geht aber nun mal nicht anders. Mit der Zeit haben wir ein ganz gutes Gefühl für Entfernungen entwickelt. Selbstverständlich ist es abhängig davon, wo man unterwegs ist.

Italien durchquert man im Schnitt zügiger als Norwegen. Abgesehen vielleicht von Fahrten ans Nordkap. Ich kann die Alpen auf abenteuerlichen Schotterpisten durchqueren. Oder auf einer Autobahn.

Zuerst: den Dunstkreis des Altbekannten durchbrechen

Aber letztere und große Bundestraßen schließen wir ohnehin prinzipiell aus. Abgesehen von den ersten zwei Tagen. An denen geht es darum, den Dunstkreis des Allbekannten zu durchbrechen.

Als Tagesschnitt für die eigentliche Tour setzen wir 250 bis 300 Kilometer an. À 30 Tagen sind somit 7.500 bis 9.000 km möglich. Theoretisch. Aber den Fehler, diesen Wert auszureizen, machen wir nicht.

In der Regel landen wir bei 5.000 bis 6.000 km Gesamtstrecke im Zielgebiet. So bleibt ein Puffer, der Entdeckungen oder Entschleunigung erlaubt und eventuelle Pannen nicht zum Stressfaktor werden lässt.

Planungsschritte

Im ersten Planungsschritt legen wir den groben Verlauf mit einzelnen Wegpunkten fest. Ich beschreibe es mal anhand unserer Balkantour.

Start ab München. Den ersten Wegpunkt bildet unser eigentliches Ziel, die Transsilvanischen Alpen. Damit setzen wir uns eine ganze Weile auseinander und so ergeben sich weitere Wegpunkte. Bei uns das Pindos-Gebirge in Nordgriechenland und das albanische Hinterland. Da wollen wir also hin.

Aus diesen Punkten entsteht ein Vieleck, das wir mit unseren Lieblingstools durchrechnen lassen. Dann kommt die Feinplanung, bei der wir den an anderer Stelle erwähnten Regeln folgen. Damit es einigermaßen realistisch bleibt, orientieren wir uns an diesen Tageswerten:

  • kurvige Landstraßen und asphaltierte Bergstrecken = 200 km;
  • Schotter = 150 km;
  • Pfade = 70 km.

Es werden dann manchmal mehr, manchmal weniger Kilometer. Aber im Schnitt haut es ganz gut hin. Gelernt habe ich, dass nichts eine gute Tour mehr versalzt, als sich von seiner eigenen Urlaubsplanung durchs Land jagen zu lassen. Siehe Tourenplanung (1). Unser Alltag ist schon stressig genug.

Wer morgens im Paradies in die Sonne blinzelt, dann aber trotzdem aufbricht, ist selber schuld.

Zum Inhaltsverzeichnis.

3 Comments

  1. Lieber Gypsy Chimp

    Herzlichen Dank für diese wertvollen Praxistipps. Ich finde im ersten und hier im zweiten Teil hast du die wesentlichen Aspekte gut auf den Punkt gebracht.

    Auf jeden Fall werde ich eine Enfield-Tour, die ich ende August mache, nach diesen Kriterien planen.

    Dazu habe ich aber noch eine Frage. Wie berechnest du den Royal-Enfield-Faktor? Mit diesem Motorrad dauert alles etwas länger und alles ist etwas anstrengender.

    Herzliche Grüsse
    DER HALBHARTE MANN

    1. Ich habe keine Ahnung. Meine längste Tour mit der Eni ging bislang nur über 3 Tage am Stück mit rund 1.500 km auf sehr moderaten Teerstraßen dahin. Das fand ich ganz bequem, aber ja, eben langsamer. Die o. g. Touren fahren wir mit GS (800ern). Ich könnte also nur grob schätzen. Aber eigentlich hast Du doch die kapitale Erfahrung mit Deinen Abenteuertouren. Was sagst Du?

      1. Das ist schwer zu sagen. Man kann mit der Enfield einen gleichen Tagesschnitt wie mit der GS erreichen, was dann aber sehr sportlich ist. Man macht weniger Pausen und beißt sich zäh durch. Wenn man die Strecke aber halbiert, ist man ganz gut unterwegs.

        Hinzukommt, dass man mit der GS locker lange Strecken auf der Autobahn machen kann. 120 km/h ist da eine prima Reisegeschwindigkeit. Mit der Enfield ist das total anstrengend. Mehr als 110 km/h würde ich da nicht fahren, manchmal muss man mit 90 km/h hinter Lastwagen her trotten, weil das Überholen zu gefährlich ist. Autobahn würde ich sowieso mit der Enfield weitgehend meiden. Die Anreise in ist somit das grösste Problem. Cool wäre es mit einem Transportauto ins Zielgebiet zu fahren und dort dann loslegen.

        Auf kurvigen Landstrassen sind alle schneller als ich unterwegs. Das liegt aber an mir. Auf Pisten und Schotterstrassen ist die GS der Royal Enfield auch objektiv weit überlegen.

        Wesentliche Faktoren sind auch das Reisegepäck und die Sozia. Beides kann eine Royal Enfield langsamer machen.

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