Rezension zu „Pepe S. Fuchs – Panzerjäger“ von Steffen Schulze

Steffen Schulze fragte, ob ich nicht mal in sein Buch reinschauen möchte. Denn es hat mit Motorrädern zu tun. Ein Kriminalroman. Das machte mich natürlich neugierig.

[Bild: Panzerjäger | motorradblog.de]

Ein paar Tage später lag das Buch im Briefkasten. Nun muss ich vorwegschicken, dass ich kein Krimifan bin. Das muss man wohl wissen, denn Krimis haben damit einen schweren Stand in meiner Welt.

Die Mehrzahl der Tatorte finde ich beispielsweise ausnehmend spröde und sehr vorhersehbar. Die meisten Charaktere, die gezeichnet (und gespielt) werden, erscheinen mir in der Regel so energetisch, straff und originell zu sein wie eine längst überfällige, schrumpelige Salatgurke.

Ich lese mich also in den martialischen Titel ein. Im Mittelpunkt steht Pepe, als Feldjäger Mitglied der Bundeswehr-Motorradstaffel. Schnell zeigt sich, dass es eine Vorgeschichte gibt. Der Handlungsstrang ist allerdings so angelegt, dass ein Einstieg auch ohne Vorwissen möglich ist.

Viele Motorräder – aber noch kein Motorradroman

Dass Schulze selbst Motorrad fährt, wird immer dann deutlich, wenn Maschinen ins Spiel kommen. Für einen Roman ist ungewöhnlich, dass beispielsweise nicht einfach nur von einer „Rennmaschine“ zu lesen ist, sondern von einer „RSV4 RR“. Viele andere Schriftsteller würden mangels Kenntnis wohl nur grob umschreiben. Schulze ist an diesen Stellen genau.

Und es tauchen eine ganze Reihe von Motorrädern in dem Roman auf. Sie stehen aber nicht im Mittelpunkt, sondern bilden Elemente der Kulisse, die im Wesentlichen in und um Eisenach angelegt ist. Charmant sind dabei die Einschübe zum Lokalkolorit. Aber insgesamt reicht es nicht für einen Motorradroman. Da müsste mehr her. Das Fahrerlebnis, all diese Aspekte, die sich Nichtmotorradfahrern nur schwer erschließen und die nicht leicht in Worte zu fassen sind, fehlen mir.

Schnelles Tempo. Schnelle Wechsel

Der Beginn des Handlungsverlaufs ist spannend angelegt. Aber diese dichte Aneinanderreihung von zahl- und sehr gewaltreichen Auseinandersetzungen hätte es nicht gebraucht. Der Leser wird von einer temporeichen Situation in die nächste geworfen. Irgendwo bei Seite 100 habe ich Schnappatmung. Eben noch eine Schlägerei zwischen Polizei und Motorradrockern in Eisenach, mit der nächsten Zeile lande ich in einem Feuergefecht zwischen Mohnbauern und Drogenhändlern in Afghanistan. So geht es weiter bis zum Schluss.

Aus der Klischeekiste

Was mich bis zuletzt stört, ist die stereotyp angelegte Konstruktion der Figuren. Vielleicht eine Eigenschaft von Krimigeschichten? Bei Panzerjäger wird jedenfalls tief und kräftig in die Klischeekiste gegriffen. Rocker verkaufen Drogen, die Afghanen anbauen. Bei einem Sexabenteuer des Helden mit einer Panzerfahrerin steige ich endgültig aus und frage mich, ob der Autor uns eigentlich mit einem Augenzwinkern die Lächerlichkeit solcher Typologien vor Augen halten will.

Die Handlung setzt sich im Wesentlichen aus zwei Binnengeschichten zusammen, die ins gemeinsame Finale einmünden. Zunächst empfinde ich die rasanten und abrupten Sprünge, hier provinziell wirkendes Eisenach, dort ländliches Afghanistan, als reizvoll.

Vielversprechender Start

Gerade die Erzählung zu einem afghanischen Drogenbauern beginnt vielversprechend. Ein junger Mann, der ums Überleben seiner Schwester und sein eigenes kämpft. Da kündigt sich Tiefe an. Mit diesem Perspektivwechsel wird ein vielversprechender Spannungsbogen aufgebaut, der zum Weiterlesen motiviert. Irgendwann, sage ich mir, wird deutlich werden, was die beiden Erzähllinien und ihre Helden miteinander verbindet. Und lese diesem Moment gespannt entgegen.

Action bis zum Schluss

Eine gute Antwort entwickelt das Ende des Romans aber leider nicht. Stattdessen endet es in einem Feuerwerk aus Action. Und deshalb ist das Buch weniger Motorradkrimi, sondern mehr Actionroman. Den ich bis zum Ende durchgelesen habe. Weil ich mich dann doch in den Handlungsverlauf einfinden konnte und wissen wollte, wie es ausgeht. Was es mit dem ominösen Armbrustbolzen auf sich hat, der im letzten Satz auf den Helden zufliegt, hätte ich dann aber doch noch gerne gewusst.

Steffen Schulze (2018): Pepe S. Fuchs – Panzerjäger. PRINCIPAL Verlag: Münster/Westf. ISBN: 9783899692211.

Zum Inhaltsverzeichnis.

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