Rezension zu „Ab in den Himalaya!“ von Mario und Martina Steiner

Mit zwei Bullets von Royal Enfield zum Dach der Welt. Mehr Indien geht eigentlich nicht.

[Bild: Ab in den Himalaya | motorradblog.de]

Das Wichtigste sei gleich vorweggenommen. Wer Indien zwar als Reiseziel im Auge hat, sich aber noch nicht so richtig sicher ist, dem rate ich von diesem Buch dringend ab. Als Reisemotivator taugt es nicht. Denn die 198 Seiten bestätigten zumindest bei mir selbst weitgehend das, was ich so an Vorurteilen und Stereotypen zu Indien zusammentragen kann.

Glücklicherweise Kein Malaria. Nur Ein bisschen Typhus

Chaotischer Verkehr, Dauerdiarrhö, miserable Hygiene, regelmäßige Arztbesuche, Armut und eine zweifelhafte Geruchskulisse. „Nur ein bisschen Typhus“ als lakonische und freudige Diagnose eines örtlichen Arztes ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Das wird weitgehend in recht trockenem Stil beschrieben. Wer solche Dinge aber als notwendige Begleiterscheinungen einer Fernreise betrachtet und Indien noch nicht kennt, dem sei der Bericht der beiden Autoren ans Herz gelegt.

Allein der Ausgangspunkt der Tour bietet Anregungen für ein eigenes Abenteuer: Karol Bagh in Neu-Delhi, dem größten Motorradmarkt Indiens. Hier mieten sich Mario und Martina nicht die ersehnten KTM, sondern zwei Enfields. Zum Tagespreis von sage und schreibe 5,- Euro. Die Maschinen tragen sie folgend verlässlich von einer Panne zur nächsten. So arbeiten sich die beiden quer durch das Land in Richtung Himalaya vor und kommen schließlich auch nach Nepal.

Trocken. Nützlich. Ohne Überschwang

Mir gefallen vor allem die eingestreuten Episoden, die für Indienneulinge hilfreich sein werden. Warum beispielsweise Unterkünfte nach Anbruch der Dunkelheit chronisch ausgebucht sind und wie man dennoch an ein Zimmer kommt, ist ein sehr nützlicher Hinweis. Der Umgang mit der örtlichen Polizei ist lehrreich. Oder auch, was ein abgebrochener Ast auf einer Straße bedeutet.

So fügt sich das Buch schließlich zusammen zu einem Stückchen informativer Reiseliteratur. Das eben nicht überschwänglich für eine Motorradreise (und teils auch Wanderreise) durch Indien wirbt. Sondern insgesamt ungeschönt beschreibt, was so alles passieren kann.

Dazu gehören auch die großen Glücksmomente des Reisens. Faszinierende Landschaft, Momente der Unbeschwertheit, der großen Freiheit und Begegnungen mit freundlichen Menschen. An diesen Stellen ein wenig mehr in die Breite und Tiefe zu gehen, hätte dem Buch ganz gewiss nicht geschadet. Aber das die Autoren nun, wieder zurück im heimatlichen Österreich, bereits die nächste Extremreise planen, zeigt, dass sich auch ein Indienbesuch mehr als lohnt. Auch auf Enfields.

Mario und Martina Steiner (2019): Ab in den Himalaya! Auf störrischen Motorrädern durch Indien und Nepal. Reisebuch Verlag: Plön, ISBN: 978-3-947334-26-1. (Unter dem Link findet sich auch eine Bildergalerie zur Reise.)

Zum Inhaltsverzeichnis.

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