Kleine Glücksmomente: zapfig

Ende November durchs kalte Hessen zu cruisen gibt nicht unbedingt die volle Punktzahl auf einer Zehnerskala. Aber eine 7,5 ist allemal drin.

Manchmal passt es einfach. Ein Termin in der Nähe Kassels. Direkt im Anschluss ein freier Tag und eine für Ende November günstige Wetterlage. Ich kann also mit dem Motorrad fahren. Der Plan: ausnahmsweise in einem Rutsch auf der Autobahn zum Ziel, dann kreuz und quer auf Hessens Landstraßen zurück an den Main. Alles Weitere findet sich.

Überheizte Hotelzimmer sind mir normalerweise ein Graus. Aber nach einer frostigen Anfahrt bin ich ausnahmsweise sehr froh über die 25 Grad Zimmertemperatur, die mich abends empfangen. Morgens ist die Maschine mit Eis bedeckt.

Wunderschönes Hessen

Hessen präsentiert sich wie ein träger Tagtraum. Verwunschene Wälder, dampfende Felder, Fachwerkhäuser, herbstbunte Bäume. Ich bin so gut wie allein auf den schmalen Straßen mit anspruchsvollen Kurvenkombinationen unterwegs und der Zweizylinder brummt zufrieden sein Lied in die Welt hinaus.

Doch zunächst heißt es, durch den dichten Nebel zu navigieren. Feine Tröpfchen sammeln sich und irgendwann bin ich durchnässt. Die Belohnung sind atemberaubende Szenen immer dann, wenn der Nebel aufreißt.

Kein Wunder, dass die Brüder Grimm hier ihre Geschichten sammelten und Hauff sein Märchen im Spessart platziert. Schade, dass ich nicht mehr Zeit habe! Weiter Richtung Main. Wie berauscht geht es auf Nebenstrecken quer durch die Weinfelder.

Und dann wirds ungemütlich

Der Himmel zieht sich zu. Als fordere der November nun doch noch sein Recht ein. Von luxuriösen acht fällt die Temperatur auf ein Grad ab. Die Temperaturanzeige blinkt hektisch. Ab auf die Autobahn.

Auf den letzten 50 Kilometern öffnet der Himmel mit einem Male seine Tore. Kaltes Wasser wie aus einem Bergbach. Für die Regenkombi ist es längst zu spät. Also Zähne zusammenbeißen und weiter.

Die Bayern bezeichnen sehr frostige Temperaturen als „zapfig“. Das trifft es. Als ich zuhause ankomme, ist mir so kalt, dass jede Bewegung schmerzhaft ins Bewusstsein tritt. Erst unter der Dusche taue ich auf.

Später ein Blick in den Kalender. Nächste Woche könnte ich doch noch …

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