Generell fahre ich ungern mit dem Motorrad zur Arbeit. Mit einer Ausnahme im Jahr.
Eigentlich wäre man schneller als mit dem Auto unterwegs. Aber die Strecke gibt nicht viel her und sich durch die verstopften Tunnel des Münchner Rings zu wurschteln, ist auch mit Zweirad keine Freude. Die Münchner Polizei sieht es zudem nicht gern, wenn man sich durch das Blechchaos schlängelt und reagiert ungehalten. Auch deshalb ziehe ich die Öffentlichen vor.
Das Saisonende naht
Meistens ist das angenehm. Man kann schlafen, lesen, arbeiten oder mit Mitreisenden quatschen. Meistens, aber leider nicht immer. Für Leute, die in München oder im Münchner Speckgürtel leben, gibt es neben dem Blick auf den Kalender, den kürzeren Tagen und dem herbstlichen Wetter nämlich ein weiteres, untrügliches Zeichen für das nahende Saisonende. Das Oktoberfest.
Das ist der Zeitraum, in dem das Motorrad die beste aller Möglichkeiten darstellt. Der öffentliche Nahverkehr platzt aus allen Nähten. Was nicht weiter schlimm wäre. Lästig ist aber, dass sich die Fahrgäste zu dieser Zeit in drei Gruppen aufteilen lassen. Die Pendler. Diejenigen mit Grippe. Und die vollkommen Besoffenen.
Chance für Vertriebler
Letztere zu ignorieren, klappt nicht so ohne weiteres. Eine mit Leder und Spitze bewamste Trachtengruppe setzt sich nach ihrem Wiesn-Besuch in der Regel sowohl visuell als auch auditiv und leider auch olfaktorisch mächtig in Szene. Wer nicht selbst betrunken ist, glaubt mir, merkt das.
Der Schienenverkehr wirbt ja hin und wieder mit dem Argument, eine Fahrt mit dem Zug sei angenehmer als alles andere. Vertriebler aller Motorradmarken! Das ist Eure Chance. Ihr müsst nur zur richtigen Zeit durch die Pendlerbahnen streifen. Dort findet Ihr einen Haufen von verzweifelten Menschen, denen Ihr Trost und Rettung spenden könntet.
In Nizza musste ich vor Jahren einmal einem Müllwagen folgen. Die Gluthitze ließ das Gemisch aus Zivilisationsunrat anscheinend wie in einem stählernen Schnellkochtopf auf kleiner Flamme köcheln und ausdünsten – während ich im Geiste dem Lied La Mer von Charles Trenet lauschte und den Anblick des Mittelmeers erwartete, roch es erbärmlich unter meinem Helm.
Sie können einen also auch auf dem Bike erwischen, diese olfaktorischen Realitäten.
Aber der Vorteil: man kann fliehen. In der S-Bahn unmöglich.
….eigentlich auch eine gute Chance für die Vertriebler und Verleiher von Wohnmobilen 😀
Ich hatte vor 4 Wochen versucht, für gestern ein Hotelzimmer in München zu bekommen. Nix zu machen, nicht mal im weiteren Umfeld, und schon gar nicht zu bezahlbaren Preisen.
Ja, aussichtslos. Leider haben wir kein Gästezimmer.