Ob ich einem Fetisch anhänge? Aber ja doch. Ich fahre Motorrad. 😉
Drei Formen von Fetischismus werden gemeinhin unterschieden. Sexueller Fetischismus, religiöser Fetischismus und Warenfetischismus. Allgemein bezeichnet Fetischismus die Idee, dass Gegenständen Leben oder gar göttliche Macht innewohne. Beseelte Sachen.
Daraus abgeleitet wird sexueller Fetischismus, also sexuelle Stimulanz mit Objekten. Der Begriff Warenfetischismus findet sich bei Marx, der den Fetischgedanken weiter abstrahiert. Er meint , dass Waren und Geld Attribute gutgeschrieben werden, die sie eigentlich nicht besitzen.
Meistens negativ
Generell wird Fetischismus, so jedenfalls mein Sprachgefühl, als negatives, wenig erstrebenswertes und tendenziell abzulehnendes Phänomen bewertet. Es sei denn, man ist zufällig auf einer Swinger-Party oder im ländlich gelegenen Saunaclub gelandet. Da wird wohl, nehme ich an, ein moralisch eher entspanntes, ansonsten angespanntes Verhältnis zu solchen Dingen gepflegt.
In der Versandabteilung von Unternehmen wie Quelle allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit auch. Aber selbst wenn ich einen Bogen um genannte Orte und Versandhandelskataloge mache, ist es Zeit, sich zu outen.
Boxenluder uns so
Ich bin bekennender Fetischist. Ich fahre ja Motorrad. Nun nehmt mich bitte nicht allzu wörtlich, wenn es um sexuellen Fetischismus geht. Obwohl Boxenluder, Pin-Up-Kalender (mittlerweile auch mit Männern erhältlich) und gängige Posenbildchen mit Motorrad beiderlei Geschlechts auf Instagram und Co. eine eindeutige Sprache sprechen. Motorradfahren scheint nicht nur sexy zu sein. Es scheint sogar unseren Glauben darin zu stärken, dass wir sexy sind.
Deus ex Machina
Und selbstverständlich ist mein Motorrad beseelt! Das macht mich zwar noch längst nicht zum Vodoo-gläubigen Hühnchenopferer. Aber ja, doch, es lebt. Zweifelsohne wohnt da ein kleiner Gott irgendwo im Gehäuse. Das war schon den alten Griechen klar.
Und Marx? Der lag dann wohl auch richtig. Denn mein Motorrad erscheint mir heute, nach sechs treuen Jahren, wertvoller denn je zu sein.
Meine BMW und ich…es war Liebe auf den ersten Sitz.
Sie stand dort, vernachlässigt, mit lächerlichen 60.000km in 13 Jahren.
Als hätte sie auf mich gewartet, sind wir zusammen in 12 Jahren über 140.000 km gefahren und zu einer Einheit verschmolzen.
In diesem Sommer feiert sie ihren 25. …..es geht ihr und mir gut. Prost auf die kommenden Kilometer ✌️
bei mir ist es vielleicht eher eine art kümmer-gen, das mich ein ältliches technikprodukt im stand halten und schonend bewegen lässt. als gelernter dekorateur und industriedesigner berühren mich die skulpturalen qualitäten des altertümlichen motors und gewisse benutzungsspuren, die mir völlig unbekannte vorbesitzer und ihre abenteuer hinterlassen haben. gerüche nach reifengummi, warmem öl und heißem metall triggern bei mir zuverlässig tief sitzende erinnerungen und evozieren intensive bilder. aber ist das fetischismus?
Nun, so sehe ich es auch, lieber Gipsy Chimp. Mich schaut mein Motorrad immer an, als wolle es mit mir sprechen! Wir verstehen uns aber auch ohne Worte. Gedankenübertragung förmlich. Man hat also eine Beziehung, fast wie zwischen Mann und Frau! 😉