Die Drei im Bayerischen Wald

Ich hatte Lust auf ein Lagerfeuer und unbekannte Strecken. Beides habe ich im Bayerischen Wald gefunden.

Normalerweise ist ja der Weg das Ziel. Und normalerweise zieht es mich in den Süden. Alpen, Gardasee, Kroatien usw. Liegt nun mal bei uns vor der Haustür. Aber selbst daran gewöhnt man sich. Also müssen neue Wege gefunden werden. Dafür hole ich mir Hilfe bei den Tourenfahrern und frage nach einem Lagerfeuer. Und siehe da, in Nullkommanix wird die eben erst wiedereröffnete Hirtenwiese genannt.

Also gut! Damit ist der Bayerische Wald Ziel meiner Wochenendtour. Gleichzeitig ist es die erste etwas längere Fahrt mit der Bullet. Nachdem Zelt und das übrige, wirklich notwendige Geraffel an Bord sind, entscheide ich mich dann doch dafür, ein Zimmer zu nehmen und den Gepäckberg wieder abzubauen. Die Bullet ist tief und schmal gebaut. Mit dem Haufen aus Zelt, Schlafsack und Isomatte achtern gefällt mir die Linie nicht mehr. Außerdem verliere ich gefühlte 10 von 27 PS.

Gesucht. Gefunden

Dass ich an meinem Ziel angekommen bin, merke ich an den Ortsnamen. Sonnenwald, Kirchberg im Wald, Kirchdorf im Wald. Ich hangele mich von einem pittoresken Dörfchen zum nächsten und werde an der Hirtenwiese freundlich empfangen. Wer 4-Sterne-Hochglanzgastronomie oder Glamourcamping erwartet, ist fehl am Platz. Ich bin hier aber goldrichtig.

Denn Zwergi, Carsten und Ralph gleichen durch handfeste Herzlichkeit, Improvisationskunst und Gastlichkeit aus, was an der ein oder anderen Stelle noch im Werden ist. Das fulminante, abendliche Lagerfeuer mit Gesprächen über Gott, die Welt, den Sinn des Lebens und Politik habe ich an diesem Wochenende gesucht. Und gefunden.

Märchenhaft. handfest. Unkompliziert

Mit einer soliden Wegempfehlung geht es am nächsten Tag über die tschechische Grenze. Es macht Freude, sich durch die Landschaft treiben zu lassen. Jeder gottverlassene Winkel lädt zum Halten ein. Es wirkt ein wenig verwunschen. Märchengegend. Die zudem noch nicht so überlaufen ist wie die Alpenregion. Straßen und Wege winden sich durch Wälder und Naturwiesen, entlang an Bach- und Flussläufen. Wunderschön ist die Nebenstrecke entlang der Vydra.

Gegen Abend treibt es mich zurück zur Hirtenwiese. Wo Ralph für den Motorradstammtisch Spareribs aufgetragen hat. Natürlich bin ich mit dabei, auch wenn ich, wie so oft, Schwierigkeiten mit der bayerischen Mundart habe. Aber irgendwann verstehe ich, worum es geht. Es wird ein entspannter Abend.

Auch, weil man sich um mich Nordlicht bemüht. Wie meistens, wenn Motorradfahrer zusammenkommen, wächst die Runde schnell zusammen. Egal welcher Herkunft, egal welche Maschine, egal welches Geschlecht, egal welcher Beruf. Meinungen, Weltanschauungen, Erlebnisse, Geschichten wabern über den Tisch. Als kenne man sich bereits seit Jahren. Unkompliziert ist das Wort, das am besten zu diesem Wochenende passt.

Auf dem Rückweg

Am Morgen, nach einem gemeinsamen Frühstück mit letzten Tipps für die Strecke breche ich auf. Es ist schon lange her, dass man mir zum Abschied hinterhergewunken hat. Eine schöne Art, Adieu zu sagen.

Vielleicht, so denke ich während der Rückfahrt, dem Tag der Europawahl, wäre es für manchen Politiker lohnend, sich ein Motorrad anzuschaffen. Raus aus dem hyperventilierenden, weltfernen Berlin, hinein in die Provinz. Denn wer sich fragt, was die Menschen quer durch die Gesellschaft so umtreibt, dem wird auf diese Art eine freundliche Lehrstunde geschenkt.

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2 Comments

  1. Schön, einfach… sehr schön. Und Lagerfeuer, wo hat man das heute noch. Und: danke für die Tipps zur FB Gruppe und der Hirtenwiese. Haben wir doch vorgestern erst darüber nachgedacht am nächsten längeren Wochenende mal Richtung Tschechien zu touren 🙂

  2. So gern wäre ich dabei gewesen. Hat aber terminmäßig so gar nicht geklappt. Schön, wenn’s dort schön war! Und Danke fürs Erzählen… ich freu mich auch jedes Mal, wenn mir jemand zum Abschied freundlich hintererwinkt 👍

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