Aufmarsch der Gladiatoren

Motorradbeleidung soll vor Wind und Wetter schützen und im Falle eines Sturzes Verletzungen möglichst geringhalten. Ist das der einzige Grund für zwei bis drei verschiedene Motorradjacken im Schrank?

[Bild: Gladiatoren | motorradblog.de]

„Kaum fängt es an zu regnen, ziehen die ihre Regenkombis an – die Weicheier!“ Zwei durchweichte Biker raunen sich an der Tankenkasse gegenseitig Mut zu, nicht ohne dass die genannten Kombiträger den Spruch mitbekamen.

Dabei hätten sich die Beiden nichts sehnlicher gewünscht, als anständige Regenkleidung auf Ihrem Weg von Korsika durch das graue Deutschland bis in den hohen Norden der Republik.

Klamme Kassen hatten damals, in den späten Achtzigern, Regenkleidung obsolet erscheinen lassen. Jedoch nicht den Motorradurlaub auf der Ile de Beauté.
In ihrer Not hatten sie sich Baustellen-Absperrband um die Beine gewickelt. Was natürlich herzlich wenig brachte, außer, dass sie skurril und abgerockt daherkamen.

Spacecowboys

Wasserdichte Motorradklamotten in allen Variationen. Heute ein Selbstgänger an den Ladentheken. Die Vielfalt in den bekannten Motorrad Megashops ist verwirrend. Hatte früher eine zweite Haut aus Leder gereicht, sind heute mehrere Schichten mit Stoffen aus der Raumfahrt zu haben.

Aber der Markt schielt auch auf die Eitelkeiten der Träger. Natürlich muss es passen und schützen, aber eben auch cool aussehen. Vielleicht sogar in der Farbe der Maschine?

In meiner mehrlagigen Jacke und Hose, protektorenbewehrt mit ordentlich Eigengewicht und Stiefeln mit Stahleinlage, komme ich mir jedenfalls vor, wie ein Gladiator auf dem Weg in die Straßenarena. Ist ja auch nicht ganz abwegig.

Haute Couture de la Moto?

Für weitere Strecken mit unstetem Wetter ist die Gladiatorenausrüstung erste Wahl, bei kürzeren Trips mit entspannter Wettervorhersage die Ledergarnitur. Fühle ich mich wohler drin und sieht einfach lässiger aus. Man stelle sich nur Motorradikonen wie Dennis Hopper und Peter Fonda in Goretextilklamotten auf Ihren Bikes vor.

Also doch ein Motorradmodejahrmarkt der Eitelkeiten. Meine Partnerin fragt mich schließlich nicht nur vor dem Theaterbesuch, sondern auch vor der Ausfahrt, was sie anziehen soll.

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5 Comments

  1. Hallo Bryno,
    sehr schön beschrieben. 🙂

    Man ertappt sich dabei und ja…. man will trotz fortgeschrittenem Alter nicht gänzlich bescheuert daherkommen.

    Ich oute mich, ich sehe mir grade verstärkt Regenkombis an. 🙂 )))))
    Die Linke zum Gruß,
    Edi

  2. Ganz wichtiger Aspekt, um sich innerhalb der Bikerschar zu separieren. Man hat ja bekanntlich fast immer eine zweite Chance, nur eben nicht beim ersten Auftritt. Da sollte am Bikertreffpunkt schon sofort klar werden, welche Zweiradphilosophie den Draufsitzenden antreibt. Coffeeracer, maximalrefelktierende Sicherheitsfraktion, artige GS- oder böse HD-Bande, Alukistenimmerdranhaber, um nur einige zu nennen.
    Klarheit gibt`s aber erst, wenn die Plastikmütze von der Rübe genommen wird und erste Worte den Besitzer wechseln – cooler Typ, verkleideter Normalo oder Motorradzombie?

    Selbst bin ich wohl ein Mischtyp, der die Hoffnung nicht aufgibt, das noch immer alle Rider vom selben Geist der einspurigen Fortbewegung geleitet werden.

    The Heart Of Motorhorse-Riding Is Still Beating!

    1. „…das noch immer alle Rider vom selben Geist der einspurigen Fortbewegung geleitet werden.“ – Das beschäftigt mich auch. Und war bzw. ist auch nach wie vor ein Trigger für diesen Blog.

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